Hot Club Session - Felix Schell
Titel: Hot Club Session
Autor: Felix Schell
Verlag: Schell Music
40 Seiten, mit CD
Darstellung: Standard-Notation und Tabulatur
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3940474290
ISBN-13: 978-3940474292
Kategorie/Tags: Akustik-Gitarre, Jazz, Gypsy-Jazz/Jazz Manouche, Rhythmusgitarre, Lead-Gitarre
Felix Schell befasst sich mit der Technik der Hot Swing Gitarre. Dabei geht es um den swingenden Jazz-Stil, den
Eddie Lang als einer der ersten und Django Reinhardt später wie kaum ein anderer geprägt hat. Felix Schell
verspricht im Vorwort einen Einstieg ins Thema, nach der Arbeit mit dem Buch soll man in der Lage sein, erste
Django Stücke zu spielen.
Das Einstiegsniveau wählt Schell bewusst einfach. Es gibt das einfache Spielstück One Note Rhythm 1 auf Basis eines 32-taktigen Rhythm Change. Die Akkordsymbole sind durchgängig notiert. Das Thema der Leadgitarre besteht, abgesehen von einem kurzen eintaktigen Run, aus einer Note.
Das zweite Stück One Note Rhythm 2 ist etwas aufwändiger gestaltet. Kern ist ein eintaktiges Arpeggio, zu dem Schell im Anschluss noch Improvisationsmöglichkeiten anbietet. Die verwendeten Akkorde sind identisch zu denen des One Note Rhythm 1.
One Note Rhythm 3 verwendet eine Art künstliche Taktverschiebung, hier ein 4 gegen 3. D. h.: es wird im 4/4 das Feel eines ¾ Taktes "vorgegaukelt". Die akkordische Struktur entspricht den Vorgängerstücken, im Anhang zum Stück gibt es wieder zwei Vorschläge zur Improvisation.
Es folgt das erste Stück in Moll, der Minor Stomp 1, ein 32-taktiges Stück in D-Moll. Die Akkorde sind als Symbole zu Beginn notiert, die Melodie ist, ähnlich wie bei One Note Rhythm, bewusst einfach gehalten. Im Anschluss gibt es zwei Beispiele für Improvisationen in D-harmonisch Moll, g-harmonisch Moll, F-Dur, A7 und A HM5 (5. Stufe D-harmonisch Moll).
Der Minor Stomp 2 nutzt die selbe Grundstruktur wie der Stomp 1, Schell führt hier wieder kurze Arpeggien ein, die man als typisch für den Gipsy-Swing bezeichnen kann.
Nach dem Minor Stomp 2 geht Schell in aller Kürze auf grundlegende Rhythmen im Gypsy Swing ein: Schneller Swing, Langsamer Swing und Swing Walzer (ohne Hörbeispiel).
Das nächste Spielstück nennt sich Blues Of The Gypsys, ein Gypsy Blues, dessen Hauptbestandteile verminderte Arpeggios und einfache Melodielinien sind. Hier gibt es im Anschluss nur eine kurze Anregung, welche Scales man über diesen Blues als Improvisationsmöglichkeit nutzen kann.
Chromatic Line ist ein Medium Swing, der in einfacher Form den Einsatz chromatischer Ideen vermitteln soll. Im Anschluss gibt es eine Variation, Ergänzung von Akkordtönen und Vorstellung von Flageoletts (ohne Hörbeispiele)
Waltz For Django ist ein Fast Swing Waltz mit chromatisch abwärts laufenden Ideen im Mix mit Akkordbezogenen Läufen und Arpeggien.
Le Reve ist ein getragenes Stück im Django-Stil, welches primär den Einsatz von Akkorden als Stilmittel verdeutlichen soll.
Dark Eyes ist die Bearbeitung eines Traditionals in Moll unter Einsatz von Akkordischem Spiel und kurzen Single Note Lines.
Der zweite Teil des Buches befasst sich mit Konzepten der Improvisation. Schell stellt, ohne Hörbeispiele, wichtige Konzepte der Gypsy Gitarre vor (akkordbezogenes Solospiel, Glissando, Tremolo, chromatische Hinführungen, Oktavtechnik, Flageoletts, Bend/Release, Slides und Färbungen wie Legato, Tenuto und Staccato) und wichtige Arpeggien und Tonleitern.
Zum Abschluss stellt Schell melodische Verzierungen auf Basis des Traditionals Bruder Jakob vor (nur in Standardnotation, ohne Hörbeispiel).
Felix Schell wendet sich mit dem Buch Hot Club Session an Gitarristen, die sich mit den Basics des Hot Club
Stils vertraut machen wollen. Sehr gut gemacht sind für meinen Geschmack die Songbeispiele. Es gibt relativ
leicht nachvollziehbare Akkorde und einfach nachvollziehbare Leads. Diese Songs sind allesamt auf CD mit Solo
bzw. als Backing Track eingespielt. Im Anschluss zu den Songs liefert Schell in der Regel Variationen bzw.
Improvisationsmöglichkeiten, die jedoch nicht separat auf CD zu hören sind. Der Bereich Pomping (Rhythmusgitarre)
kommt für meinen Geschmack etwas kurz weg, die Beispiele sind auch leider nicht auf CD zu hören. Ähnliches gilt
für den zweiten Teil des Buches mit Konzepten der Sologitarre. Schell stellt hier zwar elementare Ideen und
gängige Arpeggien und Scales vor, gerade der Einsteiger könnte hier aber Hörbeispiele vermissen (vor allem für
Techniken wie Glissando oder Tremolo). Ähnliches gilt für die Vorstellung melodischer Verzierungen auf Basis
von Bruder Jakob, hier vermisse ich auch Tabs. Grundsätzlich liefert Schell aber Elementares zum Thema. Vor
allem anhand der Spielstücke findet man einen guten und einfachen Einstieg. Ich bin mir aber nicht sicher,
ob das für das Spielen von Django Reinhardt Stücken reicht. Django hat verdammt tiefe Spuren hinterlassen,
da muss man lange reifen, um darin wandeln zu können.
Rezensent: MP