Guitar World Presents Steve Vai's Guitar Workout - Steve Vai
Titel: Guitar World Presents Steve Vai's Guitar Workout
Autor: Steve Vai
Verlag: Hal Leonard
40 Seiten, ohne Begleitmedium
Darstellung: Tabulatur
Sprache: Englisch
ISBN-13: 978-1480344402
Kategorie/Tags: E-Gitarre,
Guitar World Presents Steve Vai's Guitar Workout ist der Titel eines Buches, welches Einblicke in Lernkonzepte
des Großmeisters der E-Gitarre liefern soll. Die Konzeption kennt man von anderen Büchern
(z. B. John Petruccis Wild Stringdom): es handelt sich sozusagen um die Zusammenfassung von Artikeln,
welche Steve Vai zum ersten Mal 1990 als 10 Stunden Programm in der Guitar World vorstellte. In diesem Buch gibt es das
ursprüngliche 10 Hours Konzept und das überarbeitete Konzept, welches meines Wissens 1994 als "Freak Show Excess:
Steve Vai's 30-Hour Path to Virtuoso Enlightenment or How to Destroy Your Pop Career in One Easy Lesson"
vorgestellt wurde.
Die Hauptinhalte des ersten 10 Hour Programms beinhalten Lineare Picking Exercises, Stretching Exercises, Angular Exercises, Chord Studies, Scale/Mode Studies, kreative Ideen und Transcribing. Das alles findet in sehr komprimierter Form auf 10 Seiten statt.
Was folgt ist das 30 Stunden Programm.
Hours 1, 11, 21: Finger Exercises
Fingerübungen kennt man mittlerweile in den unterschiedlichsten Formen. Vai ermutigt zur Kreativität und eher ungewöhnlichen Formen, er stellt in diesem Sinn sowohl (relativ einfacher) lineare als auch etwas hakeligere Kombis vor.
Hour 2, 12, 22: Scales
Skalen bzw. Tonleitern gehören zum täglichen Handwerk eines jeden Gitarristen. Das erklärte Ziel ist hier natürlich, jede nur erdenkliche Skala in allen möglichen Fingersätzen spielen zu können. Vais nimmt die Luft raus, sein Tipp: spiele jede Skala zunächst so langsam, dass sie fehlerfrei sitzt. Erhöhe erst dann das Tempo. Außerdem: konzentriere dich nicht nur auf die Fingersätze, höre auf den Klang einer jeden Skala und verinnerliche sie. Wer in dem Zusammenhang mit Fingersätzen für alle möglichen Skalen hofft, wird jedoch enttäuscht. Die gibt es nur für die Modes der G-Major sowie die Pentatonik/Blues Scale.
Hour 3, 13, 23: Chords
Hier geht Vai einen ähnlichen Weg wie im Kapitel zuvor. Es geht ihm nicht um das Darstellen und reine Lernen von Akkorden sondern um Philosophisches bzw. darum, den Klang und das Voicing an sich zu verinnerlichen. Eine rein theoretische Herangehensweise ohne auch nur ein Akkordbeispiel, welche im Buch nicht einmal eine Doppelseite einnimt.
Hour 4, 14, 24: Ear Training
Steve stellt hier Gehörbildung im Zusammenhang mit der Gitarre vor. Auf einen kurzen Nenner gebracht: es geht um Töne Spielen und gleichzeitig Töne singen, im Buch gibt es dazu eine knappe dreiviertel Seite zu lesen.
Hour 5,15, 25: Reading Music
Musik lesen bedeutet für die meisten Gitarristen vom Notenblatt lesen. Vai teilt dem Leser mit, dass er einerseits kein Freund von Gitarrentabs ist, diese aber für Gitarristen zumindest als hilfreich anerkennt. Er selbst hat sich in wohl intensiver Weise mit dem Notenlesen auseinandergesetzt und empfiehlt jedem, Notenlesen einfach zu praktizieren (Interessanterweise wird im Buch auf Standardnotation komplett verzichtet!) und dabei alles zu lesen, egal für welches Instrument es gedacht ist. Dem Kapitel wird im Buch eine DIN A 4 Seite gewidmet.
Hour 6, 16, 26: Writing Music
Im Grund ist das die direkte Fortsetzung von Stunde 5. Nach dem Read kommt das Write, es geht darum, Musik aufzuschreiben. Vai empfiehlt hier auf Tabs verzichten und vielmehr Akkordcharts zu nutzen sowie Lead Sheets bis hin zu Orchesterarrangements zu schreiben. Sehr ambitioniert, vor allem wenn man bedenkt, dass im Buch dazu kaum mehr als eine dreiviertel Seite geschrieben wird.
Hour 7, 17, 27: Music Theory
Vais Botschaft: lerne Musiktheorie. Dazu gibt es mittlerweile ja eine gute Auswahl an brauchbaren Büchern bzw. allgemein recht guten Infos im Web. Er selbst widmet dem ganzen im Buch zwei Absätze (!)
Hours 8-10, 18-20, 28-30: Jamming
Na endlich Praxis, oder? Nein, auch hier geht in theoretischer Form um Gedanken zum Jammen, allerdings mit einigen interessanten Anregungen. Vai empfiehlt dazu z. B., sich beim Jammen jeweils auf eine bestimmte spezielle ausdrucksstarke Spieltechnik zu konzentrieren (Vibrato, Bend, Whammy Bar, Slide usw.).
1990 war die Vai Kolumne im Guitar Player eine kleine Sensation, mittlerweile gibt es so
viele Lehrwerke, dass man viele Inhalte und Konzepte des Vai Workout schon mal
gelesen haben dürfte. Damals wie heute ist das in der Form eine
relativ textlastige und theoretische Angelegenheit. Jeder, der sich mit
dem Buch befassen möchte, sollte sich darüber klar sein. Vai stellt in programmatischer
Form Konzepte für kreatives Spiel vor, dazu gibt es nur ein Lick vom Meister.
Beim flüchtigen Durchblättern könnte man sogar etwas über den mageren Inhalt verwundert
sein. Tatsächlich hält sich Vai zu bestimmten Themen sehr kurz, manche Lernstunde
wird im Buch auf weniger als einer DIN A 4 Seite abgehandelt.
Na ja, im Grund will Vai hier ja nur Anregungen geben. Mit Leben füllen muss man das
gefälligst selbst. Das Konzept hat es in der Theorie durchaus in sich und bestätigt das,
was man von Vai schon wusste: der Mann hat in seinem Leben extrem hart an sich
gearbeitet (wahrscheinlich mehr als die hier anvisierten 10 Stunden/Tag).
Egal wie man den Inhalt dieses Buchs für sich bewertet, eines dürfte klar sein: wer
wirklich 10 Stunden pro Tag an seinem Spiel bzw. allgemein an seinem Musikfundus arbeitet,
der muss de facto weiterkommen. Da gibt es nichts zu deuteln. Für mich sind 10 Stunden
pro Tag einfach nicht drin und der ganze Stoff ist mir zu zu trocken. Im direkten
Vergleich würde ich z. B. Petruccis Wild Stringdom vorziehen, allerdings ist Vais
Konzept stringenter. Aber es bleibt etwas für Spezialisten.
Rezensent: MP